DSM-Expertenbeiträge: Regionale Zusammenarbeit – Teil 2

Voraussetzungen regionaler Zusammenarbeit

Ressourcen – weder zu viel noch zu wenig!

Um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, benötigen die Regionen bestimmte Voraussetzungen, die wenn nicht vorhanden zu schaffen sind, dies durch Qualität und Intensität der Zusammenarbeit von Kommunen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen sowie durch den richtigen Einsatz der benötigten Mittel. Ein Zuviel an Mitteln wäre ebenso Verschwendung wie ein Zuwenig. Im ersten Fall erhält die Region nicht das, was sie braucht und sich wünscht, im zweiten Fall hat sie wahrscheinlich überhaupt keinen Erfolg, weil eine andere Region, mit der sie im Wettbewerb steht, diesen Erfolg für sich buchen kann. Das Problem des zweiten Siegers! Eines muss hinzutreten: keiner der Akteure, keine Gruppe von Akteuren darf sich anmaßen, die „Wahrheit“ oder die „Vor-Macht“ zu haben. Das interne Zusammenarbeitsspiel muss zwar nach Regeln aber offen verlaufen und flexibel auf neue Anforderungen reagieren. Jeder Akteur muss stets seinen Vorteil, den er aus der Zusammenarbeit zu ziehen vermag, erkennen können.

Indikatoren

Um den Einsatz der benötigten Mittel bewerten zu können, sind Indikatoren nötig. Solche fehlen aber häufig. Hier ergeht es einer im Wettbewerb stehenden Region nicht anders als einem privaten Unternehmen. Es mag außerordentlich erfolgreich sein und ein halbes Jahr später in einer tiefen Krise stecken. In solchen Fällen ist es hilfreich, auf Sicht zu fahren und die Bewegungen der Wettbewerber ständig und genau zu beobachten. Marktbeobachtung und Wettbewerbsanalysen sind Hilfsmittel, geben aber keine Garantie auf Erfolg. Leichter feststellen lässt sich, ob eine Region mit den von ihr eingesetzten oder geplanten Ressourcen überhaupt reüssieren kann? Halten wir uns vor Augen: Die regionalen Wettbewerber befinden sich – auf jeden Fall im High-Tech-Bereich – auf allen Erdteilen. Der Wettbewerb ist ein globaler. Nicht anders ist es bei hochqualifizierten Arbeitskräften. Auch da herrscht globaler Wettbewerb.

Zutrittshürden überwinden!

Für eine Region sind zunächst Zutrittshürden zu überwinden, bevor sie in den Kreis der Wettbewerber eintreten kann. Erst dann kann sie mitspielen und sich, wenn es gut geht, behaupten. Diese simple Tatsache, in der Wirtschaft und mittlerweile auch in der Wissenschaft selbstverständlich, wurde bislang von vielen Kommunen einer Region übersehen. Wenn wir die Ressourcen nicht zusammenbekommen, wird es doch mit weniger auch gehen. So meint man gelegentlich. Meine verstorbene Mutter pflegte darauf hinzuweisen, dass es einen Unterschied macht, ob man für einen bestimmten Geldbetrag Nahrungsmittel oder einen Stoff für einen Bettbezug kauft. Reicht das Geld nicht, muss ich mich im ersten Fall beim Essen zurückhalten, im zweiten Fall kann es sein, dass sich der Kauf des Stoffes gar nicht lohnt, weil er für den nötigen Bettbezug nicht reicht. Nicht anders ist es beim Einsatz für regionale Zusammenarbeit. Wenn die Ressourcen nicht reichen, um überhaupt in die Riege der globalen Wettbewerber vorzustoßen, ist der Einsatz „für die Katz“. Konsequenz: die regionalen Akteure müssen wenigsten die Ressourcen zur Verfügung stellen, die den Zugang zum globalen Markt erlauben.

Diese Ressourcen sind nicht nur finanzielle Ressourcen. Intensive Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen bildet eine weitere Ressource. Ein gemeinsames Verständnis für die Attraktoren einer Region (intakte Landschaft, Verkehrsinfrastruktur, kulturelle Vielfalt, gut ausgebildete Arbeitskräfte), für die Kombination dieser Attraktoren sowie für die Prohibitoren, die eine Region kompensieren muss (Klima, Entfernung, fehlende Rohstoffe), gehören ebenfalls zu den Ressourcen. Es kommt also auf Zusammenarbeit, Stärkung der Stärken und Beseitigung bzw. Umgehung der Hindernisse an, damit die Region überhaupt als regionale Wettbewerberin akzeptiert wird.

Keine Gleichförmigkeit

Das Mitspielenkönnen im globalen Wettbewerb verlangt keineswegs Gleichförmigkeit. Eine Region mit touristischen Höhepunkten wird darum einen Kranz von Pluspunkten legen, eine Region mit Zugang zu günstigen Verkehrsträgern wird die Qualität der Logistik als Potential erkennen, eine Region mit einem Besatz an hochkarätigen Wissenschaftseinrichtungen wird sich um die Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte kümmern. Also Stärkung der Stärken! Dann geht es darum, diese Stärken nicht durch andere Entwicklungen zu konterkarieren, die beispielsweise touristische Höhepunkte in ihrer Attraktivität beeinträchtigen. Hier zeigt sich die Qualität der regionalen Zusammenarbeit, wenn eine unvermeidbare Beeinträchtigung (Kraftwerk, Kläranlage, Verkehrsfläche) nichtstörend untergebracht wird. Dies wird Kompensationsmaßnahmen zugunsten der die Beeinträchtigung hinnehmenden Gemeinde bzw. eines Unternehmens verlangen. Die Erweiterung des Frankfurter Flughafens um die Nordwestlandebahn war beispielsweise nur möglich durch die Redimensionierung einer chemischen Produktionsanlage.

Auch kann es nötig werden, eine Einrichtung auf eine höhere Ebene zu hieven, weil sich dort der Nutzen niederschlägt. Hierfür gibt es adäquate finanzwissenschaftliche Aussagen in Form des „Fiscal Federalism“, die Hinweise geben, auf welcher Ebene bestimmte Einrichtungen und Funktionen am besten anzusiedeln und wie sie zu finanzieren sind.

Wenn der Zugang zum globalen Wettbewerb erfolgt ist oder wenigstens erfolgen kann, dann kommt es auf den Wettbewerb selbst an. Hierfür sind solche Voraussetzungen vonnöten, die es einer Region erlauben, sich von anderen Regionen abzusetzen. Da sind zunächst Alleinstellungsmerkmale interessant. Diese zu erkennen und zu fördern, ist zentral. Gewöhnlich ist es eine Kombination von Merkmalen, die einer Region ein Alleinstellungsmerkmal verleihen. Diese Kombination muss so attraktiv sein, dass sie Unternehmen, Arbeitskräfte und auch öffentliche Einrichtungen anzieht. Der richtige Mix entscheidet. Dies zeigt sich in der Reputation, die eine Region erlangt hat. Sie zu steigern oder wenigstens zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe.

Den dritten und letzten Teil des Expertenbeitrags über Regionalmanagement lesen Sie nächste Woche.

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